Zeichnung Sambucus Racemosa, Farbwiedergabe und Lichtfarbe

Hier die fertiggestellte Zeichnung meines Traubenholunders (begonnen im Beitrag: Botanische Zeichnung), die fehlenden Teile habe ich anhand der beim Kurs von der Pflanze angefertigten Fotos vorsichtig mit Bleistiften ergänzt.

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Botanische Zeichnung eines Traubenholunders (Foto: Karina Bunt)

Farbliche Darstellungen – so habe ich jedenfalls im Kurs gelernt – hat man nämlich niemals und unter keinen Umständen nach Fotos vorzunehmen, da Fotos die Farben deutlich verfälschen können und die Darstellung ihren wissenschaftlichen Wert damit einbüßt.

Wer jemals versucht hat, bei einer normalen Raumbeleuchtung mit Glühbirnen oder Halogenleuchten seine Zeichnungen zu fotografieren und das Ergebnis mit einem Foto derselben Zeichnung, das mit demselben Gerät im morgendlichen Sonnenlicht (oder irgendwelchen anderen Lichtverhältnissen) aufgenommen worden ist, vergleicht, wird verstehen warum – zur besseren Veranschaulichung zwei Beispielfotos:

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links: Aufnahme tagsüber, Zeichnung in der Morgensonne liegend
rechts: Aufnahme nachts, mit 2 LED-Lampen beleuchtet (LED-Birnen mit Glühbirnenfassung in alten Schreibtischleuchten, als Glühbirnenersatz)

Deutlich ist rechts die Gelbfärbung durch den Warmton der künstlichen Beleuchtung zu sehen, die Farbtemperatur = Lichtfarbe in Kelvin beträgt ca. 2.700-3.000K „warmweiß“, angenehm gemütlich zum Lesen oder Schreiben; kaum geeignet für das Fotografieren von Dingen, deren Farben man gut erkennen möchte.
Dabei wirkt dieses Licht, in dem ich jetzt auch vor dem Rechner sitze, ohne direkten Vergleich eigentlich „weiß“.

Das morgendliche Sonnenlicht dagegen hat eine Farbtemperatur von ca. 5.500-6.000K „tageslicht- oder neutralweiß“, der Unterschied ist ziemlich deutlich – solange man die beiden Fotos nebeneinander sieht.
Denn die Morgensonne wirkt eigentlich „wärmer“ als das Kunstlicht (Abendsonne wirkt und ist auch wärmer im Farbton als in der Früh, und verändert die Farben wiederum leicht)
Sobald man nur das eine oder nur das andere sieht, hält man es leicht für die „Wahrheit“ – und hat sich in den Farben bereits getäuscht.

Klingt kompliziert, ist es aber nicht 🙂
Man sollte nur immer im Hinterkopf behalten, daß man sich bei Licht und Farbwiedergabe grundsätzlich nicht unreflektiert auf seinen Eindruck und vor allem auf seine Fotos verlassen sollte.
Ich wollte es ja selbst nicht glauben, bis ich es mir quasi nebenbei selbst bewiesen habe…

Veröffentlicht von karinabunt

in Wien lebende Malerin, Zeichnerin, Illustratorin - mein Lieblingsthema sind Lebensräume, Utopien und in Landschaften ausgedrückte Stimmungen

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