Botanische Illustration

Ein Thema das mich schon seit vielen Jahren begleitet, wenn auch sehr lange eher unterbewußt, ist die botanische Illustration.
Das Pilzbuch meiner Eltern, nämlich Handbuch für Pilzfreunde, Band 1 von Michael, Hennig, Kreisel hat mich bereits als Volksschulkind fasziniert, wenn ich mich damals auch gefragt habe warum man nicht Fotos statt Drucken bzw. Zeichnungen zur Illustration verwendet hat, weil auf Fotos ja alles ganz exakt und viel „schöner“ abgebildet ist.

Meine Erfahrungen als Erwachsene, als ich auf der Suche nach einem eigenen Pilzbuch war (ja, ich suche und esse sie immer noch sehr gerne, wenn ich auch sehr selten dazu komme 🙂 ), haben mich eines Besseren (bzw. Schlechteren) belehrt: kein einziges der ach so modernen, mit tollen Farbfotos ausgestatteten Bücher konnte mich überzeugen – also habe ich mir das längst vergriffene Buch antiquarisch gekauft.

Der nächste Kontakt war ein Buch von Sarah Simblet, Botanik für Künstler, über das ich 2013 in der Wiener Hauptbücherei „gestolpert“ bin, das mich sehr beschäftigt hat – Pflanzen haben mich ja immer schon interessiert und als Kind habe ich mich bei jeder Gelegenheit stundenlang in Garten und Wald aufgehalten und alles mögliche beobachtet und gesammelt (ja, auch Pilze – oder wie man in Österreich sagt – Schwammerln).

Danach kamen Reichenbachs Orchideen im Naturhistorischen Museum (siehe auch meine beiden Artikel aus 2014 – einmal über die Ausstellung selbst und einmal über die zugehörige Zeichnung von mir)

Einen Zusammenhang mit meinen künstlerischen Aktivitäten der letzten Jahre habe ich nicht gesehen, obwohl ich seit längerem auf der Suche nach „meinen“ bevorzugten Stilen und Techniken bin, wie man ja an den extrem unterschiedlichen Veröffentlichungen in meinem Blog sehen kann – und so recht angekommen bin ich eh noch nicht und experimentiere munter weiter 😉

Jedenfalls hat mich eine Kollegin, mit der ich über Kurse und Malaktivitäten gesprochen habe, auf den Begriff der botanischen Illustration und einen zugehörigen Kurs aufmerksam gemacht (danke Andrea!!) und ich hab eines der ersten wirklich heißen Wochenenden dieses Jahres mit bis zu 36°C schwitzend im sogenannten Kalthaus des Botanischen Gartens Wien verbracht (hier ein zweiter Link zum botan. Garten) und viele Stunden dabei verbracht, unter der Anleitung von Margareta Pertl einen Einblick in das Thema zu bekommen und eine Pflanze – in meinem Fall den Sambucus Racemosa oder Traubenholunder – zeichnerisch zu erfassen.

01_Sambucus_Racemosa_Foto02_Kalthaus_Botanischer_Gar03_Arbeitsplatz04_Durchpausen_Zeichnung05_Arbeitsplatz06_Sambucus_Racemosa_halbfe

Fotos: Karina Bunt (Sambucus Racemosa, Kalthaus, mein Arbeitsplatz, Durchpausen der Vorzeichnung, Arbeitsfläche, halbfertige Zeichnung; von links oben nach rechts unten)

Spannenderweise scheint es keinen Wikipedia-Artikel über das Thema botanische Illustration zu geben, nur über Naturselbstdruck, Illustration an sich, botanische Zeitschriften und verschiedene Illustratoren selbst (z. B. die Brüder Franz Andreas und Ferdinand Lucas Bauer, über die ich im vergangenen Jahr eine Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien gesehen habe).

Überhaupt scheint das Thema eine künstlerische „Nische“ zu sein, vielleicht auch weil viele sich mehr als Künstler als als „Angewandte“ sehen – wer weiß, ich selbst finde es jedenfalls sehr interessant, wenn ich auch meine erste Pflanze innerhalb von zwei vollen Tagen nur halbfertig gebracht habe… aber das wird schon noch!

Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf die Ausstellung 2015 der sog. „Wiener Schule der botanischen Illustration“, die am kommenden Freitag, den 28. August 2015 um 19:00 ihre Tore öffnet – als Beitrag zum 650-Jahre Jubiläum der Universität Wien, veranstaltet vom Botanischen Garten und der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Österreich, im Department für Botanik und Biodiversitätsforschung am Rennweg 14, 1030 Wien.

Veröffentlicht von karinabunt

in Wien lebende Malerin, Zeichnerin, Illustratorin - mein Lieblingsthema sind Lebensräume, Utopien und in Landschaften ausgedrückte Stimmungen

5 Kommentare zu „Botanische Illustration

  1. Ich freue mich, dass dich die botanische Illustration so anspricht. Bitte komm wieder in den Botanischen Garten und mache weiter, so wie mit Direktor Kiehn besprochen!

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  2. Leider ist die exakte Botanische Zeichnung in den letzten Jahren in den Hintergrund getreten.
    Aber gerade in der Zeichnung hat man die Möglichkeit die Merkmale einer Pflanbze genau und ideall wiederzugeben, wie es mit der Fotographie nicht möglich ist, da ja selten eine Planze den Idealzustand hat, den der Botaniker oder Künstler wünscht. Aber für uns Künstler ist die Beschäftigung mit einer Pflanze ein Gebiet bei dem Konzentration und Exaktheit wichtig sind. All die Erfahrungen die man aus diesen Arbeiten mitnimmt fließ auch in die anderen künstlerische
    Arbeit ein.

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    1. finde ich auch – freies Skizzieren und das möglichst rasche und vereinfachte Erfassen einer Situation oder eines Gegenstandes ist die eine Sache, das „nachschärfen“ der eigenen Genauigkeit als Gegenpol aber mindestens genauso spannend!

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