Der letzte Beitrag über die Gurker Portalreliefs hat mit dem Nachsatz „…habe ich nicht gewußt und daher gleich beschlossen, bei nächster Gelegenheit diesen neuen Informationen auf den Grund zu gehen 🙂„ geendet.
Gesagt, getan – eine „große Domführung“ mit Dom, Krypta, Fastentuch und Bischofskapelle mußte her (leider ohne die neueröffnete Schatzkammer, die muß noch bis zum nächsten Besuch warten, genauso wie Schloß Straßburg und Schloß Pöckstein!)
Dazu passend habe ich auch ein nettes Video auf youtube gefunden.
Die Führung im Dom war sehr informativ, es wurde unter anderem von den verschiedenen Umbauten im Laufe der Jahrhunderte erzählt (z. B. war die äußere Vorhalle in den ersten ca. 100 Jahren nach Westen hin offen, was auch den schlechten Erhaltungszustand der Fresken erklärt), dann die Krypta mit Hemmagrab und Hemma-Stein, das Fastentuch, das außerhalb der Fastenzeit in einer Kapelle aufbewahrt wird – seit einigen Jahren aus konservatorischen Gründen wenigstens nicht mehr zusammengefaltet sondern über große Rollen gehängt, aber ohne Windfang, was mich ehrlich gesagt ziemlich entsetzt hat. Wir sind direkt aus dem Hof mit ca. -8°C in die Kapelle mit mindestens +10°C gegangen…!
Die Bischofskapelle ist umwerfend schön und anscheinend bis auf einen Gewölbeschaden noch nie restauriert worden, d.h. es ist wirklich der Originalzustand sichtbar; von den Fresken im Zackenstil bis hin zum Fußboden (Terrakottafliesen?), allerdings wurde auch hier umgebaut: im Zuge des Orgeleinbaus im 18. Jhd. wurde die Apsis abgerissen und ein Durchbruch zur Empore geschaffen.
Im Jahr 2006 wurde die gesamte Kapelle mittels 3D-Laserscan aufgenommen bzw. dreidimensional erfaßt, möglicherweise auch als Vorbereitung für eine Restaurierung?
Ein Foto und ein 3D-Modell sind auf der Projektwebseite zu sehen; ich selbst durfte die Fresken in der Kapelle leider nicht fotografieren – aber wenigstens die Fußbodenfliesen.
beide Fußbodenfotos: Karina Bunt
Auch Krypta, Hemmagrab und Hemma-Stein wurden gezeigt (das mit dem Wünschen beim Sitzen am Hemma-Stein habe ich ehrlich gesagt nicht probiert).
Leider mußten einige technische Fragen meinerseits vorerst offen bleiben:
* Die Treppe zur Bischofskapelle endet nach dem Ausgang in die Kapelle einfach IN der Westwand, was auf gröbere Umbauten bei der Errichtung der Westfassade schließen läßt (welche? wohin haben die Treppen vorher geführt?)
* gibt es Pläne für die Restaurierung der beiden Türme, die wegen Baufälligkeit der Treppen für Führungen seit längerer Zeit nicht (nicht mehr?) zugänglich sind?
* für den neuen Seiteneingang hat man anscheinend eine kleine Vorhalle/Eingangsbereich abgerissen – warum?
* warum gibt es weder in der Kapelle mit dem Fastentuch noch beim neuen Seiteneingang einen Windfang? Das ist aus klimatischer Sicht eine Katastrophe für die Kunst und heutzutage ein absolutes No-Go im Bereich von Museen und Baudenkmälern…
links: 2 Innenansichten südliches Seitenschiff, rechts: Außenansicht Nordfassade mit dem neuen Eingang links vom Turm
links: Grundstücksumgrenzung mit Wappen der Gurker Bischöfe auf der Südseite des Doms, rechts: Gesamtansicht von Südosten bzw. vom Ufer der Gurk aus gesehen; am rechten Rand das Kreuz, das anläßlich des Papstbesuchs 1988 errichtet wurde
Spaziergang entlang der Gurk
alle 8 Fotos (im Dom und Außenansichten): Karina Bunt
Schlußpunkt des Tages nach einem Spaziergang entlang der Gurk waren ausgezeichnete Kärntner Nudeln im Gasthof Erian (nicht der Gasthof direkt beim Dom, sondern eine Straße weiter nach Westen), das Aufwärmen nach 2 Stunden eiskaltem Dom war bei sehr nettem und persönlichem Service doppelt angenehm und eine besondere Überraschung war, daß in der Gaststube neben dem Kachelofen ein Fenster mit Glasmalerei Motive von den Fresken in der äußeren Vorhalle (Adam und Eva) wiederholt!
Foto Gasthof außen: Karina Bunt, Foto Glasfenster: Gasthof Erian, Foto Vorhalle: Wikipedia
Alles in allem: wieder sehr viel dazugelernt und noch viel mehr Lern-Anstöße erhalten; das ist für mich das Hauptproblem mit der Kunst- und Baugeschichte – eines führt zum anderen und der Tag hat einfach nur 24 Stunden 🙂
Veranstaltungstips: am 18.02.2015 findet im Dom wieder das jährliche Aufziehen des Gurker Fastentuches statt!
Weiterführende Links:
Gurk Kultur und Tourismus
Stadt Straßburg – Schloß
Schloß Pöckstein erwacht zum Leben – Bericht ORF Kärnten