An einen beruflichen Aufenthalt durfte ich eineinhalb Tage dranhängen, um mir die Stadt und einige Museen anzuschauen!
Gestern habe ich mir – nach einem gescheiterten Versuch, den Reichstag zu besichtigen, ich hatte mich leider nicht rechtzeitig erkundigt, daß man sich voranmelden muß – den Martin-Gropius-Bau mit zwei Sonderausstellungen („Wikinger“ und „Pasolini Roma“) angeschaut. Leider ist in den Ausstellungen selbst absolutes Fotoverbot, nicht einmal Raumeindrücke darf man aufnehmen; ohne Blitz wäre für mich sowieso Standard, schade.
Gleichzeitig ist die dortige Wikinger-Ausstellung sehr sehenswert, wenn auch die Beschriftungen teilweise sehr dunkel und damit schwer lesbar sind (mehr davon hätte mich noch mehr gefreut, über das Thema weiß ich noch viel zu wenig); es gibt Videos über den Bau der berühmten Wikingerschiffe und auch einen Monitor, an dem man sich moderne Schrift in Runen „übersetzen“ lassen kann, alles sehr beeindruckend. Ein paar Fotos habe ich trotzdem gemacht, in den Hallen außerhalb der Ausstellungen durfte ich das ja und beim Runenmonitor hat mich keiner beim Fotografieren gesehen 🙂
Bei Pier Paolo Pasolini hätte ich gerne zumindest die gröbsten Lebensdaten in der Ausstellung gelesen, leider ist mir das trotz Suche nicht gelungen (ermordet wurde er 1975, das war wenigstens zu lesen – im Flyer steht das Geburtsdatum drinnen, nämlich 1922, hab ich grade jetzt gefunden!!. Wiki weiß wie immer mehr). Ein bißchen ärgerlich, aber tolle Fotos aus dem Rom der 1960-er und 1970-er, zusätzlich einige Filmausschnitte (werde mir jedenfalls Rom, offene Stadt und Accattone nach Möglichkeit anschauen).
Die nebenan befindliche „Leonardo da Vinci“ – Ausstellung habe ich ausgelassen, da eigentlich nur Repliken ausgestellt werden und die Halle an sich mich nicht interessiert hat; für alle, die die von ihm entworfenen Maschinen gerne ausprobieren möchten, könnte es allerdings interessant sein, da diese anscheinend als für die Besucher im wahrsten Sinn des Wortes begreifbare Modelle nachgebaut wurden.
Beim Potsdamer Platz, eigentlich am Weg zu Dalí, bin ich dann über einen ehemaligen Grenzwachturm der Berliner Mauer „gestolpert“ (wird anscheinend von einem privaten Verein über Spenden erhalten), und habe mich dort einige Zeit mit dem dort postierten Vereinsmitglied unterhalten über Museen, Denkmalschutz, Relikte der Berliner Mauer und so weiter. Dort habe ich auch die Empfehlung erhalten, nicht das Dali-Museum, sondern das Museum Berggruen zu besichtigen (Dali kommt beim nächsten Berlin-Besuch dran, da brauch ich sicher längere Zeit um mir das alles ganz genau anzuschauen!)
Dann also das Museum Berggruen beim Schloß Charlottenburg. (auch das Schloß kommt ein andermal dran, dort sind anscheinend jede Menge Romantiker ausgestellt, auch das braucht einen halben Tag!). Das Museum Berggruen ist in einem von zwei Zwillingsbauten, einer ehemaligen Offizierskaserne, untergebracht. Das zweite Gebäude wird von der Sammlung Scharf-Gerstenberg „bewohnt“.
Bisher hatte ich immer geglaubt, Picasso sage mir nichts – gestern wurde ich eines Besseren belehrt!
Am meisten beeindruckt haben mich die Bilder „Violine“ (1912, Kohle und Bleistift auf Papier, also s/w) und „Flasche, Absinthglas, Fächer, Pfeife, Geige, Klarinette auf Klavier“ (1911-1912, Öl und Kohle auf Leinwand, ca. 50x150cm). Bilder poste ich aus Urheberrechtsgründen nicht (auch wenn man dort fotografieren darf), diese sind mit diesen Stichworten allerdings im Netz zu finden.
Leider ist momentan nur der Stüler-Bau des Museum Berggruen zu besichtigen, der Erweiterungsbau ist wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Dort befinden sich im Normalfall anscheinend einige Skulpturen von Giacometti; momentan sind daher nur wenige zu sehen, unter anderem „die Katze“.
Danach mußte ich trotz beginnender Kunst-Überfütterung unbedingt noch ins Nachbargebäude in die Sammlung Scharf-Gerstenberg, weil ich im Museum Berggruen ein Plakat der Ausstellung „Surreale Welten“ gesehen hatte – leider war der Nachmittag schon recht fortgeschritten – und die hat mich beinahe umgeworfen: von Alfred Kubin über Giovanni Battista Piranesi (ALLE 16 RADIERUNGEN DER „CARCERI“ IN EINEM RAUM! (2. Fassung von 1761)), Max Klinger, Charles Méryon, Horst Janssen, James Ensor… leider war viel zu wenig Zeit, um alles entsprechend lange zu betrachten.
Schwere Empfehlung für alle, die surreale Welten mögen.
Die Paul-Klee-Ausstellung in den ehemaligen Marställen gibt mir persönlich wenig, da finde ich nur die Räume selbst sehr schön (ich hatte auch so gut wie keine Zeit mehr, da das Museum um 18:00 schließt habe ich dann leider gehen müssen).
Puh. Volles Programm, sehr anstrengend aber auch seeeehr spannend, vor allem das nicht durchgeplante durch-die-Stadt-streunen hat sich wieder einmal als sehr interessant erwiesen!
Heute den ganzen Tag Arbeit, für morgen habe ich mir dann die Museumsinsel vorgenommen – natürlich nicht die ganze… 😉
Zuerst die Museumshöfe (falls möglich), dann den Pergamon-Altar, bevor dieser Flügel des Pergamon-Museums für die nächste Sanierungsetappe schließt (das Museum selbst habe ich 2004 oder 2005 bereits gesehen, werde mir daher nur die Dinge anschauen, die mich damals am meisten beeindruckt haben), danach die Alte Nationalgalerie und falls noch Zeit bleibt das Neue Museum, ein Gebäude mit sehr, sehr spannendem Sanierungskonzept, das ich vor rund zwei Jahren bereits – wie immer viel zu kurz – sehen konnte.
Leider geht um 15:00 mein Flugzeug, da bleibt nur wenig Zeit…
NB: die Fotos folgen in einem gesonderten Beitrag, wäre erstens zu lang und zweitens bin ich hier ein wenig begrenzt in meinen technischen Möglichkeiten…